Toxische Beziehung: 18 Anzeichen, dass du einen toxischen Partner hast
Oft findet sie hinter verschlossenen Türen statt: In einer toxischen Beziehung ist emotionale Gewalt an der Tagesordnung. Oft wissen Betroffene gar nicht, dass nicht normal ist, was ihnen widerfährt. Viele Anzeichen einer toxischen Beziehung werden als Liebe und Fürsorge missinterpretiert. Wird der Leidensdruck zu gross, ist oft nur eine Trennung der Ausweg aus dem andauernden Leid. Doch wenn beide Menschen in der Beziehung willens und fähig sind, etwas zu verändern, lässt sich eine toxische Beziehung durchaus retten.
Was ist eine toxische Beziehung?
Für den Begriff der toxischen Beziehung gibt es aktuell keine wissenschaftliche Definition, weil die darunter verstandenen Beziehungsmuster erst nach und nach als problematisch benannt werden. Gemeinhin versteht man unter toxischer Beziehung eine Partnerschaft, in der psychische bzw. emotionale Gewalt zum Alltag gehört.
Das kann beispielsweise bedeuten, dass einer der beiden Partner den anderen stets herabwürdigt, beleidigt und wegen Kleinigkeiten anschreit. In jeder Beziehung kann es mal vorkommen, dass Grenzen überschritten werden. Die toxische Beziehung hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass die Grenzüberschreitung an der Tagesordnung ist.
Dass es für viele so schwierig ist, eine toxische Beziehung als solche zu erkennen, liegt daran, dass wir manche Verhaltensweisen psychischer Gewalt für völlig normal halten. Eine Untersuchung der Birmingham City University im Jahr 2020 fand heraus, dass schon Jugendliche glauben, es sei ein Zeichen von Fürsorge und Schutz ihres Wohlergehens, wenn der Partner oder die Partnerin ihr Handy durchsucht oder bestimmt, wen sie treffen dürfen.
Hollywood-Filme, Lieder und Serien haben uns über Jahrzehnte weisgemacht, dass grosse Eifersucht oder kontrollierendes Verhalten dem Partner bzw. der Partnerin gegenüber als romantisch gelte. Das Narrativ, dass zu einer grossen Liebe auch grosses Drama gehört, hat dafür gesorgt, dass ungesunde Verhaltensmuster als normal empfunden werden. Dabei kann die toxische Beziehung sogar krank machen. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene die Gewalt, die ihnen widerfährt, benennen können.
Anzeichen für eine toxische Beziehung
Es gibt einige Anzeichen, die zusammen sehr deutlich auf eine ungesunde Beziehung hinweisen:
- Auf das grosse Glück folgt der tiefe Fall. Toxische Partner zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Beziehungspersonen zunächst in eine Wolke aus grossem Liebesglück hüllen. Das sogenannte Love-Bombing bezeichnet die Praxis, der anderen Person jeden Wunsch von den Augen abzulesen, ihr das Blaue vom Himmel herab zu versprechen, sie mit Komplimenten und Geschenken zu überfluten. Nur, um dann nach der Phase des Love-Bombings an Demütigung nicht zu geizen. Folgt auf die himmelhochjauchzende Phase nicht bloss der Alltag, sondern eine nicht enden wollende Kette an Vorwürfen, Kritik und Beleidigung, sollten bei Betroffenen die Alarmglocken klingeln.
- Krasse Wechsel zwischen Nähe und Distanz bleiben an der Tagesordnung. Jede Beziehung erlebt mal Höhen und Tiefen, aber bei euch sind die Wechsel zwischen intimer Nähe und kalter Distanz besonders extrem und gehen von deinem Partner/deiner Partnerin aus. Dabei werden die schönen, gemeinsamen Momente immer seltener und das abwehrende Verhalten der anderen Person wird immer häufiger zum Grundtenor eurer Beziehung.
- Viel zu schnell ist von Hochzeit die Rede. Toxische Partnerschaften haben oft ein unglaublich schnelles Tempo, weil eine der beiden Personen Intimitäten, eine gemeinsame Wohnung oder sogar eine Heirat geradezu forciert.
- Du kannst es deinem Partner / deiner Partnerin nicht recht machen. Obwohl du zuerst der oder die Eine für dein Gegenüber gewesen sein sollst, scheinst du im Alltag alles falsch zu machen. Die Art, wie du redest, wie du atmest, dein Umgang mit anderen Menschen, wie du putzt, kochst oder auf dem Sofa liegst – nichts ist für den toxischen Partner / die toxische Partnerin genug, sondern führt direkt zu Streit.
- Er oder sie demütigt und beleidigt dich immer häufiger. Dabei findet die Herabwürdigung nicht nur privat in euren vier Wänden statt, sondern dein Partner bzw. deine Partnerin macht dich auch vor anderen schlecht und wirft mit spöttischen Bemerkungen um sich.
- Du bist immer schuld. Unabhängig davon, was euren Konflikt heraufbeschworen hat, die Schuld liegt immer bei dir. Das bezieht sich auch auf Dinge, auf die du keine Auswirkungen hast. Der toxische Part in der Beziehung ist selbst nie im Unrecht. Das kann sich dahingehend zuspitzen, dass du sogar schuld daran bist, wenn die andere Person dir fremdgeht oder dir aktiv schadet.
- Deine Wahrnehmung wird permanent in Zweifel gezogen. Toxische Partner wenden eine Praxis an, die in der Wissenschaft „Gaslighting“ genannt wird. Dabei werden Aussagen, Empfindungen und auch Handlungen der anderen Person so lange in Zweifel gezogen oder als unwahr dargestellt, bis die betroffene Person selbst nicht mehr weiss, wie weit sie ihrer Wahrnehmung und Erinnerung noch trauen kann. Durch die gezielte Verzerrung der Realität sabotiert der toxische Partner systematisch das Selbstwertgefühl der betroffenen Person.
- Deine Grenzen werden ständig überschritten. Ob durch Anschreien, körperliche Tätlichkeiten, extrem kontrollierendes oder respektloses Verhalten, der toxische Partner / die toxische Partnerin übertritt wiederholt deine Grenzen. Selbst konkrete Bitten darum, das zu unterlassen, werden ignoriert.
- Auf vermeintliches Fehlverhalten folgt das Silent Treatment. Dein Partner oder deine Partnerin ignoriert dich und hüllt sich in beharrliches Schweigen, statt ins Gespräch mit dir zu gehen. Er bzw. Sie beantwortet keine Nachrichten und antwortet auch dann nicht, wenn du darum bettelst.
- Dein Partner / deine Partnerin kontrolliert dich. Du hast keinerlei Privatsphäre mehr, weil du ständig Rechenschaft darüber ablegen musst, mit wem du dich triffst, mit wem du sprichst oder was du machst. Selbst dein Handy ist vor dem Zugriff des toxischen Partners nicht sicher. Auf Kontakte zu anderen reagiert dein Partner bzw. deine Partnerin mit grosser Eifersucht.
- Du bist isoliert. Freundschaften zu anderen und auch den Kontakt zu deiner eigenen Familie unterbindet dein Partner / deine Partnerin konsequent. Dabei lässt dein toxischer Partner dich glauben, dass du eine Last seist und du dankbar sein könntest, dass er bzw. sie dich aushält. Alternativ bekommst du zu hören, dass niemand so gut wüsste, was gut für dich ist, wie dein Partner / deine Partnerin und du deshalb keine anderen Personen bräuchtest.
- Du wirst durch deinen Partner/deine Partnerin bedroht. Wenn du nicht tust, was von dir verlangt wird oder du versuchst, für dich einzustehen, versucht dein Partner bzw. deine Partnerin, dich durch Drohungen einzuschüchtern. Diese Drohungen können sich auch gegen dir nahestehende Personen richten.
- Dein Partner / deine Partnerin verwehrt dir den Zugriff auf die gemeinsamen Finanzen. Unter Umständen geht das sogar so weit, dass er oder sie dein Geld an sich nimmt, auch wenn ihr getrennte Konten habt.
- Konflikte enden immer wieder in Gewalt gegen dich oder dein Eigentum.
- Du lebst in ständiger Angst davor, etwas falsch zu machen. Selbst wenn ihr gerade nicht beisammen seid, analysierst du vergangene Gespräche und in seiner bzw. ihrer Gegenwart läufst du wie auf Eierschalen.
- Dein Partner / deine Partnerin hat ständig Affären oder verschwindet tagelang, ohne dich zu kontaktieren.
- Du bist emotional derart abhängig von deinem Partner / deiner Partnerin, dass du deine Eigenständigkeit vollkommen aufgegeben hast. Du traust dich weder eigene Entscheidungen zu treffen noch hast du eine Idee, was du mit deiner Zeit anstellen sollst.
- Die Beziehung zerstört schrittweise dein Selbstwertgefühl, statt dich zu ermutigen und glücklich zu machen.
Wie Betroffene unter der toxischen Beziehung leiden
Bei einer solch ungesunden Beziehung handelt es sich nicht bloss um ein privates Drama um unerwiderte Liebe. Toxische Beziehungen können Betroffene psychisch und körperlich krank machen. Zuerst ziehen Betroffene sich zusehends aus ihrem sozialen Leben zurück, bis sie schliesslich völlig isoliert sind. Diese Isolation sorgt in der Partnerschaft wiederum für eine noch engere Bindung an den Täter.
Langfristig kann die wiederholende Demütigung zu Depressionen, Schlafstörungen, psychosomatischen Schmerzen und sogar einer sozialen Angststörung führen. Das Selbstwertgefühl leidet so sehr, dass die Personen verinnerlichen, keine Liebe verdient zu haben. Oft ist psychotherapeutische Betreuung nötig, damit sich eine Person nach einer toxischen Beziehung auf eine neue Partnerschaft einlassen kann.
So befreist du dich aus der toxischen Beziehung
Gerade, wenn seitens des toxischen Partners oder der toxischen Partnerin keinerlei Einsicht zu erwarten ist, kann die Trennung für dich der einzige Ausweg sein, um an der Beziehung nicht zu zerbrechen. Sich aus einer toxischen Beziehung zu befreien ist nicht einfach, aber möglich:
- Vertraue dich einer Bezugsperson aus deinem Umfeld an. Das kann ein Familienmitglied oder eine Freundin, aber auch ein dir nahestehender Kollege sein. Wichtig ist, dass du die Scham beiseiteschiebst und dir Verbündete suchst.
- Sei ehrlich zu dir selbst. Menschen neigen dazu, ihr eigenes Leid herabzuspielen. Doch wenn du dich wirklich aus der Beziehung lösen möchtest, musst du dir klar vor Augen führen, wie sehr die Beziehung dich zermürbt. Im Trennungsprozess Tagebuch zu führen hilft, die Mehrzahl an schlechten Momenten nicht aufgrund weniger guter herunterzuspielen.
- Hör auf, deinen Partner bzw. deine Partnerin zu verteidigen. Es ist Zeit, dass du an dich selbst denkst und deine Bedürfnisse in den Fokus rückst.
- Such dir Hilfe durch eine Psychotherapie oder eine psychosoziale Beratung. In der toxischen Beziehung hast du sehr lange unter einer verzerrten Realität gelitten, in der deine eigene Wahrnehmung systematisch in Frage gestellt wurde. Lass dir dabei helfen, zu dir und deinem Selbstvertrauen zurückzufinden.
- Entferne den Partner bzw. die Partnerin komplett aus deinem Leben. Lasse nicht zu, dass er oder sie weiter Einfluss auf dich nehmen kann. Das bedeutet auch eine vollkommene Kontaktsperre.
Wie entsteht eine toxische Beziehung?
Unterschiedliche Hintergründe können zu einer toxischen Beziehung führen. Dabei ist wichtig zu verstehen: Solch eine ungesunde Partnerschaft entsteht immer aus der Dynamik zwischen einer eher narzisstischen und einer sehr empathischen Person. Das bedeutet, die Verhaltensweisen innerhalb der Beziehung können sich hochschaukeln, weil der betroffene Part der Beziehung auf die zerstörerischen Verhaltensweisen des toxischen Partners ebenfalls mit manipulativen Taktiken reagiert.
Oft ist ein Kindheitstrauma ursächlich, von dem sowohl der toxische Partner als auch die betroffene Person betroffen sein können. Wenn Menschen in der Kindheit vernachlässigt wurden, wenig Liebe und Aufmerksamkeit erfahren haben und entsprechend einen grossen Mangel empfinden, kann das sowohl dazu führen, dass sie sich in einer späteren Partnerschaft toxisch verhalten als auch dazu, dass sie für toxische Partner besonders empfänglich sind.
Oft liegt einer toxischen Beziehung auch eine Persönlichkeitsstörung zugrunde. Narzisstische Partner bzw. Menschen, die eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben, neigen oft dazu, derart toxische Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Aber auch beispielsweise eine Borderline-Störung kann ursächlich sein. In einigen Fällen liegt dem Verhalten auch einfach ein grosser Hang zu Dominanz und Macht zugrunde.
Kann man eine toxische Beziehung retten?
Ist die Bereitschaft der sich toxisch verhaltenden Person da, können betroffene Paare durchaus eine Kehrtwende machen und sich zusammen aus der ungesunden Dynamik befreien. Oft ist dafür der Besuch beim Paartherapeuten unumgänglich, denn meistens gelingt die Arbeit an den toxischen Beziehungsmuster nur durch eine externe Moderation.
In der Paartherapie lernen beide Menschen in der Beziehung, ihre Emotionen zu regulieren und auf Verletzungen nicht mit Manipulation zu reagieren. Deshalb kann die Paartherapie umso besser helfen, je früher das Paar sich in Behandlung begibt.
Nicht immer ist dabei das Happy Ending wirklich das erklärte Ziel. Auch eine einvernehmliche, konstruktiv ausgestaltete Trennung kann das Ergebnis einer guten Paartherapie sein.
Liegt ein Trauma oder eine Persönlichkeitsstörung zugrunde, ist auch eine Psychotherapie für den toxischen Partner ratsam, um den Kern der Problematik angemessen zu beleuchten. Sowieso ist die Mitarbeit und Einsicht des toxischen Parts immer Grundvoraussetzung. Andernfalls kannst du dich als betroffene Person nur um deiner selbst willen aus der Beziehung retten.
Raus aus der toxischen Beziehung – rein ins Glück
Für viele Menschen fängt das Leben nach dem Ende der toxischen Beziehung völlig neu an und sie müssen sich erst einmal selbst vom Boden aufsammeln. Das bedeutet aber nicht, dass du nicht wieder glücklich werden kannst. Das Ende einer solchen Beziehung gibt dir wertvolle Erkenntnisse darüber mit, was du dir von einer Partnerschaft wünschst. Bei Parship findest du Menschen, die deine Vorstellungen teilen und genau zu dir passen.