Die Frage nach der Nummer
Gibst du mir deine Nummer? Über diese Frage stolpert Karla (52) immer wieder, weil ihr der Nummernaustausch oft verfrüht erscheint. Wir befragten unsere Mitglieder zu dem Thema – hier das Resultat und unsere Tipps.
Ich werde oft bereits nach der 2. oder 3. Mail nach meiner Telefonnummer gefragt. Damit habe ich so meine Probleme, denn ich kenne mein Gegenüber doch noch gar nicht. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich mich in so einem Fall verhalten soll. Vielleicht könnt ihr mir einen Tipp geben?“
Karla (52), Beamtin
Liebe Karla,
sollte man sich ausgiebig per Mail „beschnuppern“ oder lieber baldmöglichst telefonieren und ein Treffen anstreben? Hier scheiden sich die Geister, für beides gibt es gute Argumente. Wir haben unsere Mitglieder gefragt, wie sie auf die frühzeitige Frage nach der Telefonnummer reagieren. 859 Frauen und 538 Männer verrieten uns ihre Meinung:
Nur jede zehnte Frau gibt ihre Nummer gerne weiter, während es bei den Männern ganze 37 Prozent sind. Frauen, die bald telefonieren möchten, können das also beherzt ansprechen.
Männer müssen eher auf ein Nein gefasst sein: 40 Prozent der Frauen wollen ihre Nummer nicht so schnell herausgeben und teilen das überwiegend auch offen mit. Bei den Männern reagieren so nur 21,5 Prozent.
Wirklich drastische Folgen hat die Frage nach der Nummer selten: Eine von 20 Frauen und einer von 50 Männern gaben an, sich überfahren zu fühlen und das Interesse am anderen zu verlieren.
30 Prozent der Frauen und ein Drittel der Männer sind unsicher und machen die Entscheidung davon abhängig, wie gut ihnen der Frager gefällt. Wer bald telefonieren möchte, sollte somit am besten bereits mit seinem Profil punkten und in seiner Mail Individuelleres schreiben als nur „Krieg ich deine Nummer?!“.
14 Prozent der Frauen und 4 Prozent der Männer schliesslich drehen den Spiess einfach um und fragen den Mailpartner nach seiner Nummer.
Der nächste Schritt
Du stehst mit deiner Unsicherheit also nicht allein da, liebe Karla. Männer, die nach deiner Nummer fragen, dürften eine negative Antwort nicht sonderlich übel nehmen – das kennen sie nämlich schon. Dabei ist an der Frage nach der Nummer natürlich nichts Verwerfliches. Sofern es sich nicht um eine wahllos herumgeschickte Standardanfrage handelt, zeigt dein Gegenüber damit Interesse – an an dir und daran, beim Kennenlernen den nächsten Schritt zu gehen. Zögerst du, weil du um deine Sicherheit besorgt bist und deine Anonymität noch nicht aufgeben möchtest? Ein sehr wichtiger Aspekt! Falls du grundsätzlich schon zu einem Telefonat bereit wärst: Probiere es mit einem (Video)-telefonat übers Internet.
Tipps für deine Sicherheit
Oder aber du antwortest etwa so: „Ich würde auch gern mit dir telefonieren, möchte aber meine Telefonnummer ehrlich gesagt zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten, auch wenn du sehr nett klingst. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis. Vielleicht hast du ja Lust, mir deine Nummer zu geben?“ Stelle in dem Fall vor einem Anruf sicher, dass deine Rufnummer nicht auf dem Telefon-Display des anderen erscheint, etwa durch ein Telefonat mit einer Freundin. Falls dies doch der Fall ist: Sehe im Handbuch zu deinem Telefon nach bzw. erfrage bei deinem Provider, wie du das ändern kannst, um für alle Fälle komplett anonym zu bleiben.
Wie hättest du es gern?
Es ist durchaus empfehlenswert, die Mailphase nicht zu lange auszudehnen. Für deine Sicherheit ist alles getan bzw. du hast bei dem Betreffenden diesbezüglich keinerlei Bedenken, fühlst dich aber trotzdem noch unwohl bei dem Gedanken daran, deine Nummer weiterzugeben und/oder zu telefonieren? Dann teile das offen und ohne Vorwurf mit – der Kontakt muss damit ja nicht zu Ende sein. Schon wenige weitere Mails sorgen für mehr Vertrauen. Es wäre falsch zu erwarten, dass das Kennenlernen auf Anhieb völlig reibungslos verläuft. Vielmehr ist es beim Annäherungsprozess wie später in einer Beziehung wichtig, Bedingungen auszuhandeln, mit denen sich beide wohl fühlen. Einen Wunsch zu äussern ist in Ordnung – nein zu sagen ebenso. Wer dir eine böse Abfuhr erteilt, nur weil er deine Nummer nicht gleich bekommt, war gewiss nicht der Richtige.
Annemarie Lüning/Parship
Leser-Feedback
„Es ist auch meine Erfahrung, dass die meisten Männer sich nicht gern mit dem Mailen aufhalten, sondern einem den Wunsch nach der Telefonnummer um die Ohren knallen. Bei Weigerung hört man nichts mehr von ihnen. Nach Telefonaten können Männer anscheinend nicht absagen. Vielleicht haben sich aber auch nur die Falschen bei mir gemeldet …“
Brigitte (53), Betriebsrätin
„Warum nur haben so viele Frauen Mühe, wenn man sie nach der Telefonnummer fragt? Ich habe schon so doofe Antworten bekommen wie ‚Du bist auch einer, der nur immer das eine will‘. Wie kommt man auf diese Idee? Ich möchte doch nur mit ihr reden, die Stimme kennen lernen – daraus kann ich viel heraushören. Aber so weit kann es ja erst kommen, wenn man dann mal eine Antwort bekommt … Bitte, meine Damen, ich weiss, die Männer sind nicht besser. Ich kann da nur für mich sprechen, ich antworte jeder.“
Rene (51), Gastronom
„Grundsätzlich hätte ich kein Problem, meine Telefonnummer bekannt zu geben – mir ist bewusst, dass es manche Herren Ewigkeiten kostet, Texte zu schreiben, ausserdem sind Telefonate sehr aufschlussreich -, wenn nicht das www. uns alle so gläsern machen würde. Vielen Herren scheint es Spass zu machen, Programme zu nutzen, um anhand der vorhandenen Informationen nachzuschauen, wo die Mailpartnerin wohnt. Die richtigen ‚Tüftler‘ erzählen einem dann voller Stolz, wie erfolgreich sie ‚gegoogelt‘ haben. Das verletzt meine Intimsphäre. Ich habe inzwischen einen ‚Männer‘-Festanschluss und eine ‚Männer‘-Handynummer, die dann gelöscht werden, wenn ich wieder in geeigneten Händen bin …“
Julia (51), Wissenschaftlerin
„Ich erhielt teilweise recht früh (nach ein oder zwei Mails) Anfragen, doch zu telefonieren. Das fand ich aber zu schnell (auch als Mann kann man so denken!). Ich habe mit meiner – über Parship gefundenen – Liebsten, mit der ich vor dem ersten Telefonat über einen Monat mailte, vorsichtig darüber gesprochen und ihr dann, als ich ihr vertrauen konnte, meine sämtlichen Adressdaten übermittelt, um ihr Gelegenheit zu geben, mich auf jede Weise zu kontaktieren, die sie für richtig hielt. Nach einer Weile erhielt ich den ersten Anruf. Ich möchte anderen, die auch erst lange Zeit schreiben, Mut machen: so kann es auch genau das Richtige sein.“
Guido (37), Professor für Kommunikationswissenschaft
„Die Frage nach der Telefonnummer klingt auch für mich unangenehm. Mir ist lieber, wenn ich gefragt werde: ‚Darf ich dich einmal anrufen?‘ – Lieber nach dem Ziel fragen als nach dem Mittel zum Zweck. Sehr gut finde ich es auch, wenn man, statt nach der Telefonnummer zu fragen, die eigene Nummer mitteilt. Das baut zwar vielleicht ein bisschen Erwartungsdruck auf; im Vordergrund steht jedoch, dass ich aus meiner eigenen Deckung heraustrete und dadurch Vertrauen aufbauen kann. Übrigens: Wenn ich angerufen werde und die Telefonnummer auf dem Telefon-Display sehe, warte ich trotzdem ab, bis ich sie auf anderem Wege ‚offiziell‘ erhalte.“
Artur (38), Programmierer
„Ich habe mit meinem ersten E-Mail-Kontakt nach der dritten Mail schon Telefonnummern ausgetauscht und noch am gleichen Abend angerufen. Ergebnis: Wir fanden uns auch am ‚Hallofon‘ sympathisch; und für demnächst haben wir ein persönliches Treffen verabredet. Also, liebe Mit-Suchende: Ran ans Telefon – die Stimme des anderen sagt mehr aus als 1000 Mails.“
Fred (53), Taxifahrer
„Ich bin ein ‚Gerntelefonierer‘, weil ich gerne direkt auf mein Gegenüber eingehe. Mir fiel dabei auf, dass man auf viel positive Resonanz stösst, wenn man seine Nummer als Erster bekannt gibt und begründet, warum man sich über ein Telefonat freuen würde. Gleichzeitig gibt man dadurch dem Gegenüber auch die Möglichkeit, ‚Nein, danke‘ zu sagen oder sich noch etwas Zeit auszubitten. Wichtig finde ich dabei allerdings, über einen Anschluss zu verfügen, bei dem man notfalls Nummern auch sperren kann (habe von dieser Funktion allerdings nie Gebrauch machen müssen).“
C. (35), MTA