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Polyamorie – mehr als nur eine Liebe

20.06.2022 Sandy Leclaire

Eine romantische Beziehung, die sich nur zwischen zwei Personen abspielt, ist wohl die Norm. Doch wenn die Beteiligten sich ausserhalb der Beziehung verlieben und ihre monogame Beziehung aufbrechen, nennt man dies Polyamorie. Auch wenn es dir fremd und aufregend vorkommt, Polyamorie ist kein Konzept der Neuzeit. Schon im 18. Jahrhundert gab es Liebespaare, die ausserhalb der Norm liebten und ihre Beziehung öffneten. Doch was Polyamorie eigentlich ist, welche Vor- und Nachteile sie bringt und ob es vielleicht sogar die richtige Beziehungsform für dich ist kannst du in diesem Ratgeber herausfinden:

Was ist Polyamorie?

Der Begriff Polyamorie ist ein Kunstwort, sich zusammensetzend aus dem Begriff <<Polys>>, aus dem altgriechischen für „viel, mehrere“ und <<Amor>>, dem lateinischen Begriff für „Liebe“.

Etwa seit den 1960er Jahren beschäftigen sich Menschen offen mit diesem Beziehungskonzept, dass erstmals unter dem Namen „responsible non-monogamy“ aufgetaucht ist und später in den Begriff, den wir heute kennen, umgetauft wurde. Er beschreibt dabei eine langfristige Intime Beziehung aus mindestens drei Personen, die auf einvernehmlicher und vollends informierter Basis beruht. Das heisst: Jede*r Beteiligte kennt den oder die jeweiligen Partner oder Partnerinnen der anderen Person und, in seltenen Fällen, sind sogar alle in einer Beziehung zu einander.

Bei Polyamorie geht es um gemeinsame Werte. Es ist keine offene Beziehung die auf einem reinen Ausbruch aus der klassischen Beziehungsform zu sehen ist und auf sexueller Basis eine Art Freibrief ist. Poly, dass ist ein Liebeskonzept, es ist die Theorie die klassische Familie aufzubrechen und Gemeinschaft zu leben.

Polygamie vs. Polyamorie

In Verbindung mit Polyamorie fällt oft der Begriff „Polygamie“ und auch wenn die Begriffe ähnlich klingen so haben sie doch absolut keine Verbindlichkeit.

Während es bei Polygamie um eine Viel-Ehe handelt, also eine Person die mit mehreren weiteren Personen eine Ehe eingeht, handelt es sich bei Polyamorie um eine Beziehungsform die alle beteiligten aneinander bindet.

Polygamie ist gemäss dem schweizerischem Strafgesetzbuch verboten und wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft.

Die Werte der Polyamorie

Wie jede Art von Beziehung gibt es auch in der Polyamorie Wertvorstellungen, die das zusammenleben prägen und erst möglich machen. Viele davon überschneiden sich mit den Wertvorstellungen, die auch in einer klassischen Beziehung zu finden sind. Dort haben sie aber oft nicht den gleichen Stellenwert. Wie in den meisten Fällen sind folgende Werte Ideale, die zwar angestrebt werden, doch nicht immer von allen Beteiligten erreicht werden. Genau wie in jeder Monogamen Beziehung kann ein Nichteinhalten zu einem Ende der Beziehung führen, denn die Basis einer funktionierenden Partnerschaft ist es doch, die gleichen Ideale anzustreben.

Ehrlichkeit und Respekt

Eine Beziehung, egal ob Monogamie oder Polyamorie, ist Arbeit. Eine Beziehung zwischen mehreren Menschen bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die Beziehungsarbeit erhöht. Innerhalb der wachsenden Community wird die Ehrlichkeit, die zwischen den Partnern und Partnerinnen besteht, mit einem „coming out“ gleichgesetzt. Der Prozess der Selbstfindung und gleichzeitig das neue, polygame Beziehungskonzept nach aussen selbstbewusst zu leben kann schmerzhafte Gefühle auslösen, die die Partnerschaft nicht nur gemeinsam tragen sondern auch zusammen aufarbeiten sollte.

Treue

Sexuelle Treue in einer Beziehung mit mehr als zwei Mitgliedern, geht das? Und ob. Denn Polyamorie ist kein Freibrief für Affären und lockere One Night Stands- im Gegenteil. Auch in einer Poly-Beziehung spielt Treue eine grosse Rolle. Anders, als in der traditionellen Monogamie weitet sich der Begriff Treue jedoch aus auf Ehrlichkeit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Wohlwollen in Bezug auf die Beziehung verstanden sowie die Einhaltung von Absprachen.

Kommunikation und Verhandlungen

Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Je mehr Menschen an einer solchen Beziehung beteiligt sind, desto wichtiger wird es, alle Erwartungen offen anzusprechen und gegebenenfalls auszudiskutieren. Eine Beziehung die rein auf der Basis von Kompromissen gelebt wird, hat keine grosse Zukunft. Gute und bewährte Formen für eine gesunde Kommunikation innerhalb von Beziehungen sind:

  • Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg
  • Das „Zwiegespräch“ entwickelt von Michael Lukas Moeller
  • Das „vier-Ohren-Modell“ nach Schulz von Thun

Nicht besitzergreifendes Verhalten

Eine Beziehung mit einer anderen Person einzugehen und diese an sich zu binden bedeutet nicht, dass man im Besitz dieser Person ist. Die monogame Form der Beziehung hebt die Beziehung allerdings auf ein Podest, das es nicht erlaubt andere Personen in einer ähnlichen Intensität in das Leben der einzelnen Person zu lassen. Das wohl fragendste Gefühl hinter dieser Entscheidung ist das Gefühl der Eifersucht.

Der Poly-Umgang dagegen lehnt diese Haltung vollends ab und sieht in der Vermeidung von Eifersucht ein Problem innerhalb einer Beziehung. Vielmehr hinterfragen alle beteiligten das Gefühl und versuchen das Bedürfnis hinter der Eifersucht klar zu nennen und letztlich einen Weg zu finden es zu befriedigen. Durch die Nicht-vermeidung von Eifersucht und das Auseinandersetzen mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen entsteht ein enges Vertrauen und Selbstbewusstsein, was die Bindung innerhalb der Beziehung stärkt.

Commitment

Gibst du „Commitment“ in den Übersetzer ein spukt er „Engagement, der Einsatz“ aus. Und Einsatz ist es, was die Polyamore von einer offenen Beziehung unterscheidet. Denn die alte, bereits bestehende Beziehung soll auf keinen Fall leiden, wenn eine neue, frische Beziehung eingegangen wird. Es bedeutet ein hohes Mass an Einsatzbereitschaft und Ressourcenbindung mehreren Menschen die gleiche Zeit, Hingabe und Aufmerksamkeit schenken zu können.

Doch wie ist das mit dem Sex?

Widmen wir uns doch mal der Frage die uns alle, ob wir nun darüber sprechen oder nicht, beschäftigt: Was passiert hinter verschlossenen Türen?

Wer mit wem oder sogar jede mit jedem und jeder mit jedem? Wo ist die Grenze oder gibt es überhaupt eine?

Die Antwort ist simpel, ja, fast langweilig. Die Grenzen die es gibt setzt jedes Polykühl selbst. Während in manchen Beziehungen alle Beteiligten in einer romantischen Beziehung sind, sind in anderen die Partner und Partnerinnen in einem Mix aus romantischer und platonischer Beziehung zu einander. Fakt ist: Es bleibt die schönste Nebensache der Welt, denn in einer polyamorösen Beziehung geht es nicht um Sex, sondern um Liebe.

Vor- und Nachteile der nicht exklusiven Liebe

Wie jede Form der Beziehung hat auch die Polyamorie Vor- und Nachteile. Nicht jede Beziehungsform passt zu jedem und nicht jede Partnerschaft schafft es sich zu öffnen ohne das eine oder einer auf der Strecke bleibt.

Die Nachteile der nicht exklusiven Liebe der Polyamorie sind:

  • Eifersucht- sich freimachen von besitzergreifendem Verhalten kann schwerer sein, als man denkt. Besonders dann, wenn es sich nicht nur um ein körperliches Abenteuer sondern und eine tiefergehend und vertrauensolle Beziehung handelt
  • Trennungen- auch in Monogamen Beziehungen sind Trennungen kein Spass. Sind aber mehr als eine Person beteiligt und vielleicht auch nicht jedes Mitglied des Polyküls bereit sich zu trennen, beginnt eine lange und schmerzhafte Zeit von Aufarbeiten und Akzeptanz.
  • Familiengründung- Familie ist bunt, divers und definiert sich immer wieder neu. Doch wer innerhalb einer polyamoren Beziehung Kinder bekommt, sollte sich des Konzepts der Familie sehr sicher sein. Sonst leiden letztlich die darunter, die am wenigsten Mitspracherecht haben.
  • Vergleiche- wir neigen dazu uns zu vergleichen und zu fragen, was andere haben, was uns fehlt. Menschen sind verschieden und so sind es auch Beziehungen. Sich das ins Gedächtnis zu rufen bedeutet emotionale Arbeit.

Doch auch wenn die Liste der Nachteile lang und bedrohlich aussieht so gibt es natürlich auch einige Vorteile, die absolut dafür sprechen eine Beziehung zu öffnen:

  • Freiheit für deine Bedürfnisse- weniger Kompromisse durch mehr Personen die sich mit den individuellen Bedürfnissen aller Partnerinnen und Partner beschäftigen.
  • Keine Konkurrenz- vielmehr ergänzen sich die Beteiligten und leben im Einklang zusammen
  • Ein eigenes Dorf- mehr erwachsene die Verantwortung übernehmen bedeutet weniger Mental Lord für den oder die einzelne und damit mehr Freiheiten und Zeit für die Familie
  • Weniger Kosten- mehr Menschen die die finanzielle Situation einer Familie tragen bedeuten gerade in Zeiten von Wohnungknappheit und Inflation ein sichereres Leben
  • Mach dich frei- es gibt nicht „Mr. Right“ oder „Mrs. Perfect“, nicht diese eine perfekte Liebe. Diese Art der Beziehung nimmt den Druck, der auf dem einzelnen Lastet raus und verteilt ihn auf mehrere Personen.

Ich bin Poly- und nun?

Herzlichen Glückwunsch, du hast den ersten grossen Schritt geschafft- die Selbsterkenntnis. Ab hier hast du Zugang zu einer grossen Community, genau deiner Zielgruppe: Menschen die an Austausch interessiert sind, an Aufklärung und die dir Helfen können mit deinen Gefühlen umzugehen.

Neben vieler Onlineauftritte und Poly-Familien auf Social media gibt es zum Beispiel Poly-Stammtische und Workshops in der ganzen Schweiz. Ein guter Anlaufpunkt ist dabei die Seite polyamorie.ch auf der du immer die aktuellsten Treffpunkte findest und direkt einen Ansprechpartner hast an den du dich wenden kannst.

Auch auf Facebook gibt es Geschütze Gruppen, die einen Safespace bieten und dir die Kontaktaufnahme zu Menschen die dich verstehen und auf deinem Weg begleiten, erleichtern können.

Die Welt ist bunt

Eine Erkenntnis, die sich mehr und mehr in den Köpfen der Gesellschaft manifestiert. Diversität wird gross geschrieben und Beziehung ist so viel Mehr als das traditionelle Modell, mit dem die meisten von uns wohl noch aufgewachsen sind. Liebe ist aufregend, niemals gleich und nicht an eine bestimmte Person oder ein Geschlecht gebunden. Wir sind frei darin wen wir lieben und auch darin, wie viele. Wir suchen nicht mehr nach „dem oder der Richtigen“ sondern wir suchen nach dem, was am besten zu uns passt. Und unterm Strich ist die Antwort auf die Frage wer oder was doch immer die selbe: Wir suchen nach Liebe!