Partnersuche: Online ergreifen doppelt so viele Frauen die Initiative wie offline

04.09.2018 Katharina Hemmelmair
Wenn es ums Kennenlernen geht, dann ergreifen bei der Online-Partnersuche doppelt so viele Frauen die Initiative wie bei Partnerschaften, die offline entstehen. Dies zeigt eine neue Vergleichsstudie von Parship.ch zwischen Paaren, die sich auf traditionelle Weise begegnet sind und Paaren, die sich online kennengelernt haben. Die überwiegende Mehrheit der Online-Paare ist zudem überzeugt, das Kennenlernen aktiv herbeigeführt zu haben, während die Offline-Paare in erster Linie dem Schicksal dafür danken.

Zürich,

An der Vergleichsstudie, die im Mai und Juni 2018 im Auftrag von Parship.ch durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 777 Frauen und Männer teil. 521 davon hatten sich auf herkömmlichem Wege kennengelernt, also über Freunde, am Arbeitsplatz oder im Ausgang; die restlichen 206 waren sich online begegnet.

Zwar ging die Kontaktaufnahme auch online mehrheitlich von Männern (56%) aus, aber in 44% der Fälle waren es die Frauen, welche die Initiative ergriffen. Dies ist fast doppelt so viel wie bei Beziehungen, die offline entstanden sind.

„Aus der Praxis weiss ich, dass Frauen noch immer gewisse Hemmungen haben, einen Mann um ein Date zu bitten, wenn sie ihm persönlich begegnen“, sagt Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer. „Demgegenüber fällt es ihnen im Schutz des digitalen Raums leichter, diese Initiative zu ergreifen.“

Schicksalsgläubigkeit vs. Eigenregie

Während die meisten Bekanntschaften offline, zum Beispiel im Ausgang oder am Arbeits- platz, meist zufällig zustande kommen, ist online in der überwiegenden Zahl der Fälle ein klarer Wille dazu vorhanden. So sagen 74 Prozent der Frauen und 84 Prozent der Männer, die ihren aktuellen Partner online gefunden haben, dass sie das Kennenlernen aktiv selbst herbeigeführt hätten.

Ganz anders die Befragten, die ihre Partner offline kennengerlernt haben: Die Hälfte der Männer und zwei Drittel der Frauen sind der Meinung, die Begegnung mit ihrem Partner war eine schicksalhafte Fügung.

Barbara Beckenbauer: „Der Gedanke, dass man einander aufgrund einer „höheren Macht“ gefunden hat, ist zwar romantisch. Aber die meisten Singles nehmen heute ihr Schicksal lieber in die eigenen Hände und suchen aktiv einen Partner oder eine Partnerin. Und online ist dies effizienter als offline.“

Für Männer und Frauen gelten unterschiedliche Werte bei Partnersuche

Gemeinsam haben beide Geschlechter – online und offline -, dass für sie eine sympathische Art und der Charakter bzw. das Verhalten besonders wichtig sind. Doch der Studie zufolge waren Männer beim Kennenlernen offline vom Aussehen, dem Lächeln und den Augen ihrer heutigen Partnerin fasziniert. Frauen fühlten sich offline von der Höflichkeit, dem Humor und erst in dritter Linie vom Aussehen ihrer Partner angezogen. Ganz anders bei den Online- Paaren: Dort waren beim Sich-Kennenlernen in erster Linie die Kommunikation (ein höflicher Umgangston) und gemeinsame Interessen entscheidend.

Bei Online-Paaren kommen die „Schmetterlinge im Bauch“ früher

Über ein Viertel der Online-Paare sagt, dass sie die ersten Schmetterlinge im Bauch schon vor dem ersten persönlichen Treffen, also noch während dem vorausgegangenen Kontakt via Email oder Telefon, gespürt hätten. Bei Offline-Paaren hingegen kamen die Schmetterlinge oft erst, wenn man einander schon besser kennengelernt hatte. Online-Paare machen schneller „Nägel mit Köpfen“ Vom ersten Kennenlernen zum ersten gemeinsamen Kind können Jahre vergehen. Laut Studie ist aber die Wahrscheinlichkeit gross, dass Online-Paare früher als Offline-Paare so weit sind. Denn wer sich online kennenlernt, wird im Durchschnitt schneller ein Paar (3,4 Monate, offline 13 Monate), gründet früher einen gemeinsamen Haushalt (1,6 Jahre, offline 2,8 Jahre), heiratet bereits nach 2,8 Jahren (offline 4,5 Jahre) und freut sich schneller über Nachwuchs (3,5 Jahre, offline 5,5 Jahre).

Dazu Barbara Beckenbauer: „Diese Zahlen bestätigen unsere frühere Studie, die wir 2012 zusammen mit der Universität Zürich durchgeführt haben. Wir sehen, dass sich Online-Paare bei grundlegenden Partnerfragen wie Kinderwunsch oder dem Stellenwert der Familie öfter einig sind als Offline-Paare. Auch bei alltäglichen Themen herrscht tendenziell eine grössere Übereinstimmung als bei Offline-Paaren, so zum Beispiel, wenn es um Haustiere, Berufsleben oder Ernährungsgewohnheiten geht.“

 

Über die Studie: Für einen Vergleich zwischen online und offline entstandenen Partnerschaften wurden zwei Gruppen befragt. Die Online-Stichprobe umfasste 206 Personen, die ihren Partner über Par- ship.ch kennengelernt haben. Die Offline-Vergleichsgruppe umfasste 521 Personen, die ih- ren Partner ausserhalb des Internets kennengelernt haben. Beide Gruppen wurden mittels Online-Interviews vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com befragt. Die Studie wurde in den Monaten Mai und Juni 2018 durchgeführt.