Frauen müssen sich häufiger als Männer blöde Sprüche zu ihrem Single-Dasein anhören

31.01.2022 Katharina Hemmelmair
«Wieso ist jemand wie du noch Single?» – «Vielleicht bist du einfach zu anspruchsvoll?!» Gemäss der neusten repräsentativen Parship.ch-Studie sind vor allem Single-Frauen und Singles unter 30 in der Schweiz mit nervtötenden Sprüchen zu ihrem Beziehungsstatus konfrontiert. Auch herrscht Konsens darüber, dass die Gesellschaft davon ausgeht, dass niemand freiwillig oder gar gern Single ist. Mehr als die Hälfte gibt denn auch an, von der Gesellschaft Druck zu verspüren, sich zu binden. Geht es um das Thema Langzeit-Single, entsteht gar der Eindruck, als sei es eine Krankheit.

Laut der neusten, repräsentativen Studie im Auftrag von Parship.ch müssen sich viele Singles Sprüche anhören, die im besten Fall gut gemeint sind, tatsächlich aber nerven. Dies gilt vor allem für Frauen und Singles unter 30, die die meisten Aussagen signifikant öfter zu hören bekommen als als Männer oder ältere Singles.

Rund jeder und jede dritte Schweizer Bürger gibt an aktuell Single sein zu (32%). Bei den unter 30-Jährigen trifft dies sogar auf jeden und jede Zweite/n zu (49%). Von ihnen hatte ein Viertel (25%) noch nie eine Partnerschaft (gesamt: 14%).

Frauen und junge Singles nervt am meisten der Spruch „Der/die Richtige kommt, wenn du es am wenigsten erwartest“. Aber auch „Du musst mehr unter Leute gehen“ oder „Warum ist jemand wie du noch Single?“ wollen sie nicht (mehr) hören. Ausserdem wird ihnen offenbar häufig geraten, doch die eignen Ansprüche herunterzuschrauben. Männer sind seltener genervt, sie werden auch von ihrem Umfeld am ehesten einfach in Ruhe gelassen (26%). Die gesamte „Hitliste“ der nervtötendsten Single-Shaming-Sprüche lautet wie folgt:

Single-Männer (n=163) Single-Frauen (n=158) Singles   18-29 Jahre (n=101)
Du musst mehr unter Leute gehen. 37% 35% 44%
Der/die Richtige kommt dann, wenn du es am wenigsten erwartest. 32% 38% 51%
Warum ist jemand wie du noch Single? 32% 36% 44%
Vielleicht bist du einfach zu anspruchsvoll (du solltest deine Ansprüche herunterschrauben). 29% 36% 43%
Zu jedem Topf gibt es einen passenden Deckel. 24% 27% 28%
Wäre XY nicht was für dich? 22% 29% 38%
Und was geht in deinem Liebesleben so? 27% 20% 35%
Du musst erst mal lernen, dich selbst zu lieben, bevor du jemand anderen lieben kannst. 19% 26% 30%
Geniesse das Single-Leben solange du kannst. Beziehungen sind auch nicht immer das Gelbe vom Ei. 18% 23% 29%
Du wirst aber auch nicht jünger!/ Tick tack, die biologische Uhr tickt. 14% 22% 20%
Es liegt nicht an dir. 19% 15% 23%
Nicht aufgeben, bei XY hat es auch irgendwann geklappt. 17% 14% 18%
Vielleicht musst du es nur mehr wollen? 13% 15% 19%
Ich hätte so gerne Enkelkinder. 16% 11% 21%
Bestimmt hast du ständig tollen Sex mit wechselnden Partnern, darum beneide ich dich. 14% 6% 16%
Vielleicht arbeitest du einfach zu viel? 11% 7% 11%
Gar keinen 26% 21% 10%

Dazu Parship-Psychologin Dania Schiftan: „Wir Menschen sind grundsätzlich Herdentiere und suchen Nähe. Aus gesellschaftlicher Sicht mag es unverständlich sein, wenn das nicht der Fall ist. Sozial gesehen stehen Frauen dabei stärker im Fokus als Männer, weil sie sich früher binden müssen, wenn sie Kinder haben wollen. Die Erwartungen der Gesellschaft, aber oft auch von den Frauen an sich selbst, steigen entsprechend, wenn sie Single sind. Das könnte mit ein Grund sein, weshalb Frauen stärker und sensibler reagieren, wenn es um solche Sprüche geht.“

Langzeit-Singles – Krankheit oder freiwillige Wahl?

Geht es um die gesellschaftliche Anerkennung von Singles, sind sich sowohl Singles als auch Liierte einig darüber, dass die Gesellschaft davon ausgeht, dass niemand freiwillig oder gar gerne Single ist. Frauen spüren einmal mehr gesellschaftlich einen stärkeren Druck als Männer: 77% Frauen vs. 67% Männer stimmen nämlich dieser Aussage zu. Auch folgende weitere Aussagen stossen auf hohe Zustimmung, vor allem bei Frauen:

  • Singles erhalten häufig ungefragt Ratschläge, wie sie ihren Beziehungsstatus ändern können (71% Frauen vs. 66% Männer).
  • Singles müssen sich häufig für ihren Beziehungsstatus rechtfertigen (65% Frauen vs. 53% Männer).
  • Singles verspüren von der Gesellschaft Druck, sich zu binden (66% Frauen vs. 51% Männer).

Mehr als die Hälfte ist zudem der Meinung, der Status „Single“ sei gesellschaftlich weniger angesehen als „in Partnerschaft lebend“ und/oder „verheiratet“ (58% Frauen vs. 53% Männer). Das gilt ebenso beim Thema Langzeit-Single: Hier entstehe gar der Eindruck, als sei es eine Krankheit (60% Frauen vs. 49% Männer). Insbesondere Singles sehen das Single-Sein als stigmatisierend, sie glauben deutlich häufiger, der Status „Single“ ist gesellschaftlich weniger angesehen (Singles 62%, in Partnerschaft 52%).

„Trotz aller Fortschritte gilt in unserer Gesellschaft immer noch das Ideal der klassischen Paar-Beziehung“, sagt Dania Schiftan. „Daher wird gern hingeschaut, wer diesem Ideal nicht entspricht. Dabei macht es manchmal durchaus Sinn, Single zu sein, zum Beispiel um sich selber besser kennenzulernen. So kann man sich mit neuen Einsichten auf Partnersuche begeben.“

 

Über die Studie: Die Studie wurde vom 25. November bis 03. Dezember 2021 vom digitalen Markt- und Meinungsforscher Unternehmen marketagent.com durchgeführt. Befragt wurden 1000 Frauen und Männer von 18 bis 69 Jahren in der Schweiz, (Westschweiz, Raum Zürich, Raum Bern, Ostschweiz, Mittelland, Zentralschweiz, Nordwestschweiz und Graubünden).